Reisebericht Altai 2023

Tag 1 (15 juli) Bünde - Grudziądz 805 km
Nach einer sehr anstrengenden Woche starte ich wie geplant am Samstagmorgen. Erst sind die Temperaturen noch ziemlich erträglich, aber es wird immer wärmer. Im ersten Stau zeigt mein Thermometer 36°C, im zweiten um Berlin herum schon 38°C. Weiter hin wird es nicht viel kälter. Da ich dieses mal einen Trinkrucksack dabei habe, macht er sich gleich am ersten Tag bezahlt;)
Bereits um 18 Uhr bin ich am Hotel. Die Temperatur ist immer noch 34°C.
Das Hotel ist ok, zum Essen musste ich in das benachbarte Restaurant.

Tag 2 (16 Juli) Grudziadz - Luzda 810 km
Da ich das späte Frühstück nicht abwarten möchte, stehe ich um 5 Uhr auf, frühstücke draußen neben meinem Motorrad meine Müsli und starte um 6:30 Uhr. Besser könnte es nicht laufen. Perfektes Wetter, kaum Autos, wunderbare Landschaft. Nach Mittag wird es wieder ziemlich warm, aber ich freue mich dass ich die herrlichen Morgenstunden bereits mitgenommen habe. Um 17:45 bin ich bereits an meinem Hotel. Als Vegetarier ist es hier nicht einfach. Aber ich werde es noch lernen wie man sie überredet nur die Beilagen aufzutischen.

 

Tag 3 (17. Juli) Luzda - Moskau 650 km
Wieder früh aufgestanden bin ich gespannt auf den Tag. Der wird auch tatsächlich sehr spannend. Langsam rolle ich zur Grenze.
Auf den ersten Blick sieht alles sehr entspannt aus. Ca. 40 PKWs stehen vor der ersten Schranke. Es stellt sich jedoch heraus, dass täglich nur 3-4 Autos durchgelassen werden und der zweite vor der Schranke schon 12 Tage hier steht. Durch die Lettlandische Seite darf ich als Fußgänger mein Motorrad ohne Schlange durchschieben. Bei den Russen wird es interessant. Erst meinte die Beamtin, dass ich als Motorradfahrer mich in die Autoschlange stellen soll. Nicht alle Autofahrer sind aber damit einverstanden mich vor zu lassen. Ich überlege schon wieder raus zu fahren und den Umweg über Finnland zu nehmen. Doch dann ruft die Beamtin auf ein Mal "Motoziklist". Ich eile zu ihr. Sie sagt, dass die mich wegen den deutschen Kennzeichen schnell durchschleusen werden. Ich habe das erst nicht geglaubt, doch nach drei Stunden bin ich tatsächlich durch. Warum sie mit den anderen, hauptsächlich Ukrainer, so die Zeit ziehen, ist mir ein Rätsel. Es war auch ein ukrainischer Motorradfahrer dabei - Wladimir, der Betreiber des YouTube Kanals Krasmoto. Der musste ebenfalls mit seiner Beifahrerin im Wartesaal übernachten wie auch viele andere Fußgänger, auch mit Kleinkinder. Für mich habe ich mich gefreut, aber es ist schon unfair, dass ich als Urlauber so schnell durch war.
Telefonkarte und Versicherung gekauft setze ich mich aufs Moped und fahre eine Tankfüllung durch ohne abzusteigen - über 400 km.
Moskau ist wie immer faszinierend. Echt krass was man an einem Tag erleben kann. Solche Gegensätze kenne ich nur aus Russland. Die letzte paar Kilometer muss ich mithilfe der Karte auf dem Navi fahren. Die Ortung ist im ganzen Zentrum Moskaus wegen möglichen Drohnenangriffe durch Störsignale verhindert.

Tag 4-5 (18.-19. Juli) Moskau 0 km

     

Tag 6 (20. Juli) Moskau - Slobodskoi 950 km
Bei perfekten Wetter starte ich vom Hotel Budapest. Noch mal nach Karte fahren… Das klappt aber sehr gut und bald bin ich aus Moskau raus Richtung Jaroslawl. Ich nehme die Nordroute. Die ist zwar etwas länger, dafür aber viel ruhiger. Nach Mittag fängt es an zu regnen. Die Kilometer rollen sich so leicht, das ich ein paar mehr davon mache:)
Die Konzentrationsübung ist beim Fahren tatsächlich einfach. Es sind die 100 Meter, worauf es  ankommt. Der Rest ist unwichtig.
Als Ziel tippe ich das Hotel Podkowa ein. Ein Volltreffer. Was ich eigentlich nicht erwartet habe sind die Hotels in den Städten ziemlich ausgebucht. Doch Mariana lässt mich direkt an der Rezeption schlafen. Beide Eingänge werden gesperrt, Zimmer fertig! Super nett und hilfsbereit!

Tag 7 (21. Juli) Slobodskoi - fast Jekaterinburg 750 km
Der Morgen ist verregnet. Gegen Mittag hört zwar der Regen auf, es wird aber rund um Perm bis Jekaterinburg sehr voll mit vielen Baustellen. Bin sehr müde und schaffe nicht mal meine geplante 800 Kilometer. Übernachte in einem Motel am Straßenrand.
Im Grenzgebiet zwischen den Oblast sind die Tankstellen mit etwas mehr Abstand zueinander. Bin ein mal fast stehen geblieben…

Tag 8 (22. Juli) fast Jekaterinburg - Tjukalinsk 840 km
Heute lief es einfach. Am frühen Morgen ruhig mitten durch Jekaterinburg. Die Straßen sind recht frei und die Kilometer drehen sich. Ab und zu kommt Müdigkeit auf. Habe es mit einem Kaffee am Straßenrand ausprobiert. Hat eher das Gegenteil bewirkt. Es wird immer schwieriger sich auf die einzig wichtige 100 Meter zu konzentrieren.

Tag 9 (23. Juli) Tjukalinsk - Novosibirsk 770 km
Wieder um 5 Uhr aufgestanden fahre ich in der Frühe erstmals zu meinem Studentenheim nach Omsk. Der alte 1,5 Tonnen LKW (das Symbol der Straßenverkehrshochschule) wurde leider vor einem Monat abmontiert. Hoffentlich zur Restauration. Beim Rausfahren aus der Stadt treffe ich Alexej. Er ist gestern aus Surgut hergekommen (1200 km an einem Tag) und fährt in meine Richtung. Wir fahren zusammen bis Novosibirsk. Er wollte heute noch bis Bijsk fahren (wieder 1000 km), wäre mir aber zu viel. Fahre mit einer Gruppe Biker zum Denkmal. Danach hoffe ich über das örtliche Bikeclub meine Reifen wechseln zu können. Klappt aber nicht. Ich muss morgen doch nach Bijsk fahren. Dann übernachte ich bei den in der Garage. Seeehr Abenteuerlich!

Tag 10 (24. Juli) Novosibirsk - Bijsk - Belokuricha 460 km
Sehr schlecht geschlafen freue ich mich über relativ wenige Kilometer. In Bijsk fahre ich zum Bike Post. So eine Überraschung habe ich nicht erwartet. Der ist tatsächlich sehr groß und sehr gut ausgestattet. Hier kommen alle rein, die aus oder in die Mongolei fahren. Ausstattung ist super. Reifenmontage incl. Auswuchten usw. Sehr zu empfehlen! Der Besitzer Igor mit Spitznamen "Schwarzer Afrikaner" hilft in jeder Angelegenheit.
Hier findet wieder ein Treffen statt. Übrigens gibt es eine Internetseite auf der alle Bike Posts usw. zu finden sind: мотокарта.рф

Tag 11-12 (25-26. Juli) Belokuricha 100 km

Tag 13 (27. Juli) Belokuricha - Grischkowka 640 km
Relativ gut ausgeschlafen starte ich um 11 Uhr. Erst läuft alles gut. Temperatur um die 28°C. Die Strecke führt mitten durch Barnaul. Die Stadt ist aus meiner Sicht doch viel sauberer als Novosibirsk. Von Novosibirsk habe ich jedes Mal einen Shock.
Nach etwa 100 Kilometer sieht es sehr nach Regen aus. Ich schaue kurz in einer Wetter App nach. Soll wohl nicht so schlimm werden. Ich ziehe mir nur die Regenjacke an. Doch es kommt anders. Es regnet immer stärker bis es so schüttet, das die Autos mit Warnblinkanlagen etwa 30 km/h fahren und die Temperatur auf 16°C runter geht. Meine Hose ist völlig nass und die Stiefel voller Wasser. Bis Grischkowka fahre ich wie ein nasses Huhn und versuche was geht durch den Wind zu trocknen.

Tag 14-17 (28-31. Juli) Grischkowka / Orlowo 120 km

Einfach schön mal wieder zuhause zu sein! Auch wenn esschon so lange her ist und teilweise schon etwas fremd vorkommt, ist es doch immer was Besonderes.

Tag 18 (1. August) Grischkowka - Tjukalinsk 700 km
Früh aufgestanden geht es zuerst über die Felder und Steppen von Stepnoje und Annovka. Dann kommen die 330 Kilometer mit nicht so guten Straßen. Über 200 Kilometer davon sind Schotter oder auch ganz ohne was drauf. Die Hauptverbindung ist wenigstens trocken. Mein Navi und auch ein Passant führen mich jedoch auf eine Parallelstraße, die nach 20 Kilometer wegen dem gestrigen Regen unpassierbar ist. Drei quer stehende LKWs reichen mir. Ich muss umkehren. Insgesamt komme ich aber gut durch und bin bereits um 15 Uhr im demselben Motel. Ein bisschen Motorrad und Klamotten putzen ist angesagt.

Tag 19 (2. August) Tjukalinsk - Jekaterinburg 790 km
Heute gibt es ziemlich viele Nebelfelder in der Frühe. Ansonsten rolle ich bei gutem Wetter bis Jekaterinburg. Hier gönne ich mir ein Hotel mitten in der Stadt und bummele zwei Stunden in der Innenstadt rum. Ist für mich schon ungewohnt so eine Großstadt. Wie in Russland üblich sind alle ziemlich schick angezogen und es gibt eindeutig mehr Frauen als Männer in der Stadt:) Die Stadt ist ziemlich modern und aufgeräumt.

 

Tag 20 (3. August) Jekaterinburg - Kirov 850 km
Meine Entscheidung die Baustellen hinter Ekaterinburg in der Frühe zu passieren war genau richtig. Ansonsten super Landschaften. Nach einem Überholmanöver über die durchgezogene Linie (davon gibt es in Russland reichlich und oft völlig sinnbefreit) ignoriere ich den Polizisten und fahre einfach vorbei. Lt. Aussagen einheimischer Motorradfahrer dürfen die nicht hinterher fahren. Diese sahen es aber anders. Zuerst kam ich gut weg, nach ca. 2 km kam aber eine Autobahn. Hier kamen die mit über 200 km/h mit Blaulicht hinterher und ich hatte keine Chance. Eine mündliche Verwarnung war das Ergebnis.
Von Kirov habe ich leider nicht viel gesehen, aber das äußere war leider nicht so schön.

Tag 21 (4. August) Kirov - Wologda 870 km
Am Morgen lief es super. Kurz vor Jaroslawl treffe ich Vasilij mit seiner Frau auf einer BMW R1100RT. Fährt auch von Kirov nach Sankt-Petersburg. Nur zum Spaß frage ich ob er das noch heute schaffen will, für ihn ist das aber kein Spaß. 1500 Kilometer ist doch keine Entfernung;)
Von Jaroslawl bis Wologda ist es ziemlich regnerisch. Mein Moped sieht aus wie eine Sau. Der Randbezirk von Wologda sieht ebenfalls sehr bescheiden aus. Eigentlich wollte ich hier nur mal wegen dem Lied mal vorbei schauen.
Abends im Hotel bekomme ich schlechte Nachrichten von Alex.

Tag 22 (5. August) Wologda - Sankt-Petersburg 670 km
Leicht erkältet gehen mir die Kilometer trotz dem sehr leicht von Hand. Die Strecke ist sehr gut ausgebaut und es fällt kein einziger Tropfen Regen. Für diese Gegend ist das schon selten. Auch hier habe ich Glück! Danke!

Tag 23-24 (6-7. August) Sankt-Petersburg 0 km

Tag 25 (8. August) Sankt-Petersburg - fast Riga 580 km
Heute steht der Grenzübergang an. Nach den Erfahrungen von Alex kann das auch nicht so einfach gehen. Doch ich passiere dir Grenze so schnell und einfach, wie noch nie. Kaum jemand da und alle Grenzer sind nett. So was habe ich echt noch nicht erlebt.
Weiter geht es durch Finnland. Das ist echt öde nach den Geschwindigkeitsbegrenzungen zu fahren. Weiter nach Helsinki auf die Fähre nach Tallin und durch Estland.
Ca. 60 Kilometer vor Riga mache ich halt an einem schicken Camping Platz am Meer.

Tag 26 (9. August) fast Riga - Grudziądz 790 km
Die Fahrweise der Fahrer der baltischen Staaten ist mir ziemlich ungeheuer. Wegen dem langsamen Tempo sind die alle fast am Schlafen und achten kaum auf die Straße. Alleine in Estland ist mir drei Mal Autos vor das Moped ausgeschert, obwohl ich schon am Überholen war. Gut das ich in solchen Situationen so was erwarte und konnte jedes Mal noch bremsen.
Das Wetter ist erst sonnig aber kalt, nachher regnerisch und kalt und Nachmittag habe ich das Gefühl, dass jemand die Wolken weg von meinem Weg schiebt. Das Gefühl hatte ich übrigens öfter. Rechts und links gießt es, ich fahre aber im Trockenen. Oder die große dunkle Wolke steht direkt vor mir, auf ein Mal kommt eine Kurve und die Wolke geht seitlich vorbei. Immer klappt es zwar nicht, aber schon unglaublich oft.

 

Tag 27 (10. August) Grudziądz - Bünde 805 km
Letze Kilometer… und wieder Zuhause!

Insgesamt 12850 Kilometer